Interessante aktuelle Diskussionen zum Thema Nahrungsmittelspekulationen

Wie bereits hier vermeldet, habe ich in dem Wettbewerb zum „gefährlichsten Finanzprodukt Europas“ in Zusammenarbeit mit Geld mit Sinn e.V. einen Vorschlag eingereicht. Dieser Vorschlag ist nun angenommen worden und nimmt also an der endgültigen Abstimmung teil. Es ist auch interessant zu beobachten, welche Pro- und Contra-Diskussion diese Eingabe bereits auf der Veröffentlichungsseite ausgelöst hat.

Weiterhin sind zu diesem Thema gerade vor wenigen Tagen neue Meldungen aufgetaucht, wonach wohl selbst die Research-Abteilungen der betreffenden Finanzinstitute (v.a. Deutsche Bank und Allianz) zugeben, daß die Finanzspekulation auf Nahrungsmittelpreise zu nennenswerten Preisschwankungen und damit auch -steigerungen zumindest zum Teil beitragen. Foodwatch hat dazu detaillierte Informationen und sogar die jeweiligen (internen) Research-Papiere dieser genannten Akteure der Finanzbranche veröffentlicht.

Auch in Frankreich drastische Einschränkung des Bargeldverkehrs geplant

Die französische Regierung plant eine Verordnung ab nächstem Jahr, die Bargeldgeschäfte für alle Einwohner Frankreichs nur noch bis maximal 1.000,- EUR gestattet. Alle Zahlungen über diesem Betrag müssten dann bargeldlos abgewickelt werden. Auch Italien hat ja bereits eine deutlich weitergehende Maßnahme beschlossen. Begründet werden diese wesentlichen Einschränkungen – wie immer – mit angeblich besserer Bekämpfung von Verbrechen die mit Geldwäsche einhergehen und Kampf gegen Steuerhinterziehung. Man kann diese Tendenz, möglichst den gesamten Zahlungsverkehr auf Buchgeld zu verlagen, aber auch für bedenklich halten. Denn alle Arten von Kontotransationen lassen sich grundsätzlich u.a. wesentlich leichter überwachen und auswerten. Und schließlich ist im EURO-Währungsraum genaugenommen nur Bargeld ein gesetzliches Zahlungsmittel, wie auch auf der Homepage der Bundesbank zu lesen ist.

Vorschlag zur Ausschreibung des „Gefährlichsten Finanzproduktes Europas“

Der grüne Europa-Parlamentarier Sven Giegold hat den interessanten Wettbewerb initiiert das „gefährlichste Finanzprodukt Europas“ zu suchen.

Hier meine Vorschlag dazu in Zusammenarbeit mit Geld mit Sinn e.V.:

DB Platinum Agriculture Euro R1C

ISIN:  LU0338689523

Stellvertretend für alle anderen Produkte, die mit den Veränderungen von Nahrungsmittelpreisen spekulieren.

Spekuliert wird in diesem speziellen Produkt auf die Preisentwicklungen von Weizen, Mais, Zucker, Sojabohnen, Baumwolle, Kaffee und Kakao.

 

Begründung:

Weil dadurch ganz viele Geringstverdiener auf dieser Welt in Ihrer nackten Existenz bedroht werden und ganz konkret Menschen sterben, die sich ihre Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. Durch die in den letzten etwa 10 Jahren stark gestiegenen rein spekulativen Transaktionen an den Warenbörsen entstehen völlig unnatürliche Preisschwankungen, die mit den tatsächlichen Fördermengen nichts mehr zu tun haben. Es beträgt z.B. das Handelsvolumen an den Getreide-Börsen an einem einzigen Tag bis zu dem achtfachen der jeweiligen Jahresernte!! Dadurch werden oft künstliche Hochpreisphasen erzeugt, die bis zu einem Jahr anhalten können. Und da fast ausnahmslos sämtliche Verkaufspreise auf der Welt von Grundnahrungsmittel sich an den aktuellen Börsenpreisen orientieren, entsteht dadurch direkt das Problem für die ärmsten Bevölkerungsschichten, die sich dann ihre Grundnahrungsmittel über einen längeren Zeitraum nicht mehr leisten können und an den Folgen von Unterernährung leiden oder sogar sterben.

Quelle u.a.: Foodwatch Report 2011 „Die Hungermacher“

Abgesehen davon rechnet sich dieses Anlageinstrument nicht mal für den Kunden: seit seiner Auflage im März 2008 hat der Fonds 33% an Wert verloren (Stand 12.02.2013).

Wer investiert gerne in Monsato?

Das aktuelle Magazin einer großen Fondsbank listet unter den Investmentfonds mit den größten Beständen auf Platz 4 den „M&G Global Basics  Fund“. Auch viele bekannte Publikationen nennen dieses Finanzprodukt als ein empfehlenswertes Investment. Wenn man sich das aktuelle Factsheet ansieht, stellt man fest, daß dieser Fonds aktuell als viertgrößtes Einzelinvestment die Firma Monsanto beinhaltet (ein Umstand der übrigens keineswegs eine temporäre Erscheinung ist, sondern schon seit Monaten und Jahren so besteht). Es drängt sich nun schon die Frage auf, welche Menschen ernsthaft freiwillig in eine Firma wie Monsanto investieren und von deren Geschäftsgebaren profitieren wollen? Offensichtlich wird nach wie vor so gut wie überhaupt nicht hinterfragt, in welche Werte solche ach so beliebten Publikumsfonds überhaupt investieren. Auch nicht von der Presse. Dabei gäbe es wirklich (auch performancemäßig!) angemessene Alternativen unter den nachhaltigen Investmentfonds, die solche ethisch-ökologisch überhaupt nicht vertretbaren Zielinvestments ausschliessen.