Kritische Berichte über Prokon häufen sich

16. Dezember 2013

Seit längerem diskutiert ein großer Teil der Finanz-Fachpresse sehr kritisch die finanzielle Situation bei der Unternehmensgruppe Prokon. Prokon ist als Projektierer und Betreiber von Erneuerbaren Energien vor allem durch seine recht offensive Werbung bekannt, der man kaum entfliehen kann, neben großzügiger Postverteilung von Flyern fallen vor allem Fernsehwerbung und Aufkleber auf den Fensterscheiben (!) von S-Bahnen auf. Sicherlich auch dadurch hat Prokon nicht weniger als 74.000 Anleger gewonnen, die etwa eine Millarde Euro in Genußscheine des Unternehmens investiert haben. Viele sicherlich in dem Glauben, in ein solides, “grünes” Unternehmen angelegt zu haben, das recht hohe Erträge ausschütten will (zwischen 6 und 8% p.a). Nicht nur Finanztest warnt allerdings seit langem und aktuell wieder vor einer bedenklichen Schieflage der Prokon Gruppe. Auch das Handelsblatt berichtet in seiner heutigen Ausgabe, daß die erzielten Einnahmen “bei weitem nicht mehr ausreichen, um die hohen Zinsen der Anleger zu zahlen”. Das Unternehmen weise “riesige Verluste im Bereich Windenergie” aus. Und “die Mittelabflüsse des Konzerns können nur durch hohe Summen frisch eingeworbenen Kapitals ausgeglichen werden”.

Dieser Berichte dürften auf jeden (bisherigen und potentiellen) Prokon-Anleger wie eine deutliche Warnung wirken, sich über die Solidität dieser Geldanlage ernste Gedanken zu machen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die problematische Situation dieses in der Öffentlichkeit sehr bekannten Hauses für Erneuerbare Energien-Geldanlagen nicht allzusehr abfärbt auf andere im Markt, denn es gibt neben diesem eher unschönen Beispiel durchaus einige im Gegensatz dazu äußert solide wirtschaftende Firmen für Wind-, Solar- und Wasserkraft. Und es müssen ja nicht immer 8% Zinsen sein, oft sind vorsichtiger kalkulierte Angebote (z.B. mit etwa 5 bis 6% p.a) vielleicht auch aus diesem Grund schon die bessere Wahl. Nicht nur auf die ökologische, sondern ja auch auf die ökonomische Nachhaltigkeit sollte geachtet werden.

Auch Großinvestoren sorgen sich um CO2-Emmissionen und den Klimawandel

13. November 2013

Es war eine Gruppe von 70 “Investoren, bestehend aus Pensions-Fonds und Investmentfirmen, die zusammen 3 Billionen US$ verwalten”, die an die führenden Unternehmen aus der Öl-, Gas- und Kohlebranche eine Anfrage richteten, wie diese Unternehmen die Risiken sehen, die sich aus der – nicht nur dringend notwendigen – sondern 2010 auch international vereinbarten Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs aufgrund von CO2-Emmissionen sehen. Ein aktueller Artikel im Online-Magazin Telepolis berichtet ausführlicher über diese Anfrage. Bemerkenswert dabei ist, daß sich nun auch klassische Großinvestoren am Kapitalmarkt Gedanken machen auch um die rein wirtschaftlichen Folgen von kaum gebremsten Förderung und Verbrauch von fossilen Energieträgern. Es ist zu hoffen, daß sich diese Erkenntnis auch am globalen Finanzmarkt mehr und mehr durchsetzt, daß alle, und vor allem auch die Unternehmen der Ölindustrie, nicht umhinkönnen, sich um eine globale Energiewende ernsthaft Gedanken zu machen.

Kommentar zum Finanztest Artikel „Fast alle geschlossenen Ökofonds mangelhaft“

In der aktuellen Ausgabe (Nov.2013) hat Finanztest eine Bewertung veröffentlicht diverser Angebote sogenannter geschlossener Fonds, die hier als „Ökofonds“ bezeichnet werden. Ein Teil des Artikels ist auch online abrufbar. Dazu drängen sich mir zwei Aspekte auf:

1. Zunächst einmal, die kritische Betrachtung dieser Beteiligungsangebote teile ich grundsätzlich durchaus. Tatsächlich halte ich auch keinen der hier ausgewählten geschlossen Fonds für wirklich überzeugend bzw. empfehlenswert. Finanztest spricht hier zurecht einige der kritischen Punkte an, nämlich hoher Fremdfinanzierungsanteil, Kredite in Fremdwährung, hohe Weichkosten und Provisionen, z.T. Blindpool-Risiken (die Investitionsobjekte stehen noch nicht fest) und oft zu optimistische Ertrags- und Kostenprognosen. Das heißt zwar natürlich nicht, daß alle diese Angebote von vorneherein schlecht laufen müssen, jedoch ist sicherlich das Chancen-/Risikoverhältnis für den Anleger unangemessen verteilt (wenn man die Provisionen betrachtet, die Initiator und Vertrieb auf jeden Fall einnehmen).

2. Was mich stört an dem Artikel ist der Tenor, der in der breiten Leserschaft ja den Eindruck erwecken muß „Öko-“ Anlagen seien grundsätzlich etwas schlechtes und sehr riskantes. Erschwerend kommt hinzu, daß auf der Titelseite der Zeitschrift am Kiosk nur die doch sehr verkürzte Überschrift „Riskante Ökofonds“ zu lesen ist. Mal abgesehen davon, daß aus dieser Begriffswahl noch nicht einmal hervorgeht, daß hier nur sog. „geschlossene Fonds“ bzw. unternehmerische Beteiligungen gemeint sind und nicht etwa „Öko-“ Investmentfonds. Liebe Finanztest-Redaktion, möchte man ausrufen, das von euch kritisierte Anlagekonzept findet sich aber auch in allen „konventionellen“ Angeboten, denken wir nur an die vielen unseligen Schiffsfonds , Flugzeugfonds, geschlossene Immobilienfonds etc. Das beschriebene Risiko hat also wirklich nicht mit der „Öko-“ Ausrichtung dieser Fonds zu tun, sondern einzig mit dem – oft tatsächlich problematischen – Anlagekonzept an sich. Egal ob „Öko“ oder nicht nicht, erneuerbare Energien oder Öltanker, grundsätzliche konzeptionelle Risiken kann man sich bei allen Anlagearten einhandeln.

Und ja, es gibt tatsächlich auch einige (sicherlich eher wenige) Angebote an solchen Beteiligungen an Erneuerbaren Energien, auf die viele der Kritikpunkte nicht zutreffen und die, in eine verantwortliche Gesamtvermögensplanung einbezogen, eine wertvolle Geldanlagealternative sein können. Daneben gibt es natürlich auch noch sehr gute nachhaltige Investmentfonds (oft eben auch kurz nur als „Öko-Fonds“ bezeichnet).

Die Finanztest-Kritik scheint mir einen ähnlichen Fehler zu machen, wie diejenigen, die wegen des steigenden Strompreises gleich die Energiewende/die erneuerbaren Energien an sich in Frage stellen. Das ist sicherlich eine genauso kurzsichtige und populistisch-verkürzte Aussage, die die wahren Ursachen verschweigt (die vielmehr im kurzfristigen Gewinnstreben der Großindustrie liegt – und zwar sowohl im Energie wie im Finanzbereich). Und tatsächlich, hier wie dort gilt, lieber auf sorgfältig ausgewählte kleinere bis mittelgroße und regionale Anbieter vertrauen, hier herrscht oft ein ganz anderer und tatsächlich nachhaltiger Wirtschaftsansatz.

Deutsche Banken und Versicherungen finanzieren Atomwaffen

An der Finanzierung von Atomwaffen (Sprengköpfe, Trägersysteme) sind insgesamt acht deutsche Banken beteiligt in einer Größenordnung von über 7 Millarden Euro! Das meldet heute die Berliner Zeitung unter Berufung auf die Untersuchung „Don’t bank on the bomb“ der Friedensgruppe IKV Pax Christi. Auch hier steht an Nummer eins die Deutsche Bank, aber auch Commerzbank und Allianz tauchen hier mit wesentlichen Summen auf.

Es sei an dieser Stelle schon erlaubt darauf hinzuweisen, daß sowohl bei Banken als auch Versicherungen es gute Alternativen gibt an Instituten, die nach ethisch-ökologischen Kriterien Geschäfte betreiben und eben keine Rüstungsgüter und schon gar keine Atomwaffen finanzieren. Auch hier kann der Verbraucher also durchaus wählen!

Interessanter Film über Ausbau der Wasserkraft in Frankreich

Der Fernsehsender 3sat hat einen interessanten kleinen Bericht (4:39 min) über den Ausbau von kleineren Wasserkraftanlagen in Frankreich gedreht. Er zeigt beispielhaft  ein von Green City Frankreich betreutes Projekt, das auf den neuesten technischen und Umwelt-Standard gebracht wird. Faszinierend auch, daß das hier angewandte Prinzip  der „archimedischen Schraube“ auf einer Technik von vor etwa 2.300 Jahren basiert!

Der Film ist über die 3sat-Mediathek abrufbar. In das Green City Wasserkraft Frankreich Vorhaben konnte man auch in Deutschland investieren (inzwischen aber bereits voll gezeichnet und momentan nicht mehr verfügbar).

Lokale Parallelwährungen – auch in Frankreich immer mehr im Einsatz

Nicht nur in Deutschland, mit dem Chiemgauer als eine der bekanntesten Beispiele hierzulande, sondern auch in vielen anderen Ländern weltweit verbreitet sich das Konzept von regionalen Parallelwährungen immer weiter. Auch in Frankreich, wie ein aktueller Artikel in Spiegel Online zeigt. Das Konzept, auch wenn es nicht unumstritten ist, scheint in der Praxis durchaus zu funktionieren, wurde in größerem Stil in Europa zum ersten Mal in der Stadt Wörgl in Tirol/Österreich Anfang der 1930er Jahre erprobt.

Einblick in das Nachhaltigkeitsmanagement bei Henkel

Der Konsumgüterhersteller Henkel hat im Vergleich zu anderen weltweit tätigen Konzernen der Branche durchaus eine Vorreiterrolle was die Umsetzung von nachhaltigen Produktionskriterien betrifft. Auch wenn es aus (nicht nur) ökologischer Sicht durchaus noch Kritikpunkte an dem Unternehmen gibt, so haben die nachhaltigen Bemühungen einer Firma dieser Größenordnung doch eine deutlich positive Auswirkung auf die Reduzierung von Umweltbelastungen (auch wenn diese Bemühungen sicherlich noch weiter gehen müssen). Nicht umsonst ist die Henkel-Aktie auch in vielen Nachhaltigkeitsfonds vertreten. Einen guten Einblick in die Aktivitäten des Konzerns in dieser Hinsicht gibt ein Interview der „Wiwo Green“ mit dem Nachhaltigkeitsmanager des Unternehmens.

Interessanter n-tv Beitrag über verschiedene Bauminvestments

Ein sehenswerter kleiner Beitrag von n-tv, der einen Überblick über verschiedene Arten des Bauminvestments gibt findet sich nun auf Youtube. Zwar nicht mehr als ein kurze Vorstellung, aber dafür zweier durchaus interessanter Anbieter mit einem Statement am Anfang vom ECOreporter Chefredakteuer Jörg Weber (der seltsamerweise nicht namentlich genannt wurde).

Volumen nachhaltiger Investments steigt im deutschsprachigen Raum weiter stark an

Das Wachstum bei den nachhaltigen Investments in Deutschland, Österreich und der Schweiz hält weiter an, das Gesamtvolumen lag im Jahr 2012 bei gut 120 Milliarden EUR, das sind immerhin 16% mehr als im Vorjahr. Diese geht aus dem „Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2013“ hervor, den das „Forum Nachhaltige Geldanlagen“ (FNG) gerade veröffentlicht hat. Die häufigsten Ausschlußkriterien sind übrigens die von Waffen und Kernkraft. Leider sind Privatanleger immer noch eher gering an dieser Entwicklung beteiligt, Hauptnachfrager sind nach wie vor institutionelle Investoren (in Deutschland beispielsweise mit einem Anteil von 77%). Dabei gibt es auch für den Privatkunden inzwischen eine große Auswahl von z.B. fast 400 nachhaltigen Investmentfonds, wie das Sustainable Business Institute auflistet.

Kein Garantiezins mehr bei neuen Ergo-Lebensversicherungen

Wie nicht anders zu erwarten, werden nun die ersten Lebensversicherungs-Produkte angekündigt, die keinen Garantiezins – wie bisher üblich – mehr aufweisen. Die Ergo Versicherung macht, wie aktuell zu lesen ist, den ersten Schritt. Es gibt wohl ab dem 1.Juli nur noch Vorsorge-Verträge mit Beitragsgarantie, aber ohne die bisher übliche Garantieverzinsung (auf den Sparanteil). Es ist mehr als wahrscheinlich, daß angesichts der länger anhaltenden Niedrigzinsphase andere Versicherer früher oder später etwas vergleichbares bekanntgeben werden.