Kritischer Blick auf die Beratungspraxis bei Lebensversicherungen

Diese Tage geht eine Meldung durch die Presse zur Falschberatung bei Lebensversicherungsprodukten und dem daraus entstehenden Schaden bei den Verbrauchern. Der Wirtschaftsprofessor Andreas Oehler erstellte diese Studie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen. Die Studie kommt zu der extrem hohen Summe von 50 Milliarden Euro Schaden, der danach pro Jahr (!) den Verbrauchern entsteht. Einer der guten Kommentare zu diesem Thema findet sich auf Börse Online. Ohne gleich pauschal sämtliche Arten von Altersvorsorge als sinnlos zu verdammen (was dann doch über das Ziel hinausschiessen würde), muß man doch feststellen, daß tatsächlich immer noch viel zu viele Berater (255.000 registrierte Versicherungsvermittler in Deutschland!) alleine davon leben, Kunden Lebensversicherungsprodukte gegen hohe Provision zu verkaufen, die keinen Sinn in der jeweiligen persönlichen Finanzplanung ergeben, ergo (nunja, kleines Wortspiel….) vorzeitig aufgelöst werden müssen. Und gerade dazu ist zu sagen, daß die Leistungen, die in einem solchen Fall fliessen, tatsächlich alles andere als kundengerecht von den Versicherern kalkuliert sind.

Provision könnte ja grundsätzlich durchaus eine angemessene Vergütung für eine gute Beratungsleistung sein, nur sieht die Praxis leider so aus, daß allzu oft die entsprechende Leistung (also ein wirklich auf den Einzelfall passender und optimierte Plan zum Vermögensaufbau) nicht erbracht wird. Ganz zu schweigen von den vielen nicht betreuten Riester-Verträgen, bei denen sich niemand darum zu kümmern scheint, daß die Kunden überhaupt ihre ihnen zustehenden Zulagen erhalten. Ob man diese Situation durch noch mehr Gesetze zur „Verbraucherinformation“ lösen kann, darf mit Sicherheit bezweifelt werden. Ein Wechsel von einem provisionsorientierten Beratungsmodell zu einer leistungsgerechten (Honorar-) Bezahlung der Berater könnte dagegen grundsätzlich (wie es andere europäische Länder ja schon vormachen) ein Schritt in die richtige Richtung sein.