Vorschlag zur Ausschreibung des „Gefährlichsten Finanzproduktes Europas“

Der grüne Europa-Parlamentarier Sven Giegold hat den interessanten Wettbewerb initiiert das „gefährlichste Finanzprodukt Europas“ zu suchen.

Hier meine Vorschlag dazu in Zusammenarbeit mit Geld mit Sinn e.V.:

DB Platinum Agriculture Euro R1C

ISIN:  LU0338689523

Stellvertretend für alle anderen Produkte, die mit den Veränderungen von Nahrungsmittelpreisen spekulieren.

Spekuliert wird in diesem speziellen Produkt auf die Preisentwicklungen von Weizen, Mais, Zucker, Sojabohnen, Baumwolle, Kaffee und Kakao.

 

Begründung:

Weil dadurch ganz viele Geringstverdiener auf dieser Welt in Ihrer nackten Existenz bedroht werden und ganz konkret Menschen sterben, die sich ihre Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können. Durch die in den letzten etwa 10 Jahren stark gestiegenen rein spekulativen Transaktionen an den Warenbörsen entstehen völlig unnatürliche Preisschwankungen, die mit den tatsächlichen Fördermengen nichts mehr zu tun haben. Es beträgt z.B. das Handelsvolumen an den Getreide-Börsen an einem einzigen Tag bis zu dem achtfachen der jeweiligen Jahresernte!! Dadurch werden oft künstliche Hochpreisphasen erzeugt, die bis zu einem Jahr anhalten können. Und da fast ausnahmslos sämtliche Verkaufspreise auf der Welt von Grundnahrungsmittel sich an den aktuellen Börsenpreisen orientieren, entsteht dadurch direkt das Problem für die ärmsten Bevölkerungsschichten, die sich dann ihre Grundnahrungsmittel über einen längeren Zeitraum nicht mehr leisten können und an den Folgen von Unterernährung leiden oder sogar sterben.

Quelle u.a.: Foodwatch Report 2011 „Die Hungermacher“

Abgesehen davon rechnet sich dieses Anlageinstrument nicht mal für den Kunden: seit seiner Auflage im März 2008 hat der Fonds 33% an Wert verloren (Stand 12.02.2013).

Wer investiert gerne in Monsato?

Das aktuelle Magazin einer großen Fondsbank listet unter den Investmentfonds mit den größten Beständen auf Platz 4 den „M&G Global Basics  Fund“. Auch viele bekannte Publikationen nennen dieses Finanzprodukt als ein empfehlenswertes Investment. Wenn man sich das aktuelle Factsheet ansieht, stellt man fest, daß dieser Fonds aktuell als viertgrößtes Einzelinvestment die Firma Monsanto beinhaltet (ein Umstand der übrigens keineswegs eine temporäre Erscheinung ist, sondern schon seit Monaten und Jahren so besteht). Es drängt sich nun schon die Frage auf, welche Menschen ernsthaft freiwillig in eine Firma wie Monsanto investieren und von deren Geschäftsgebaren profitieren wollen? Offensichtlich wird nach wie vor so gut wie überhaupt nicht hinterfragt, in welche Werte solche ach so beliebten Publikumsfonds überhaupt investieren. Auch nicht von der Presse. Dabei gäbe es wirklich (auch performancemäßig!) angemessene Alternativen unter den nachhaltigen Investmentfonds, die solche ethisch-ökologisch überhaupt nicht vertretbaren Zielinvestments ausschliessen.

Deutsche Bank und Allianz wollen weiter mit Agrarprodukten spekulieren

Die Deutsche Bank hat vor kurzem verlauten lassen, daß sie weiterhin „im Interesse ihrer Kunden“ Finanzprodukte anbieten will, die die Spekulation auf Agrarprodukte (also auch Lebensmittel) zum Inhalt haben, wie u.a. das Manager Magazin meldet. Auch die Allianz äußert sich mit ähnlichem Tenor. Die Deutsche Bank will „keinen Nachweis gefunden [haben], daß die Spekulation für die Preisentwicklung verantwortlich ist“. Doch gerade zu dieser Problematik gibt es eine ausführliche Untersuchung im Auftrag von foodwatch, die das Gegenteil belegt, nämlich welche verheerenden Folgen gerade die durch diese Art von Spekulation hervorgerufenen starken Preisschwankungen besonders bei sehr armen Bevölkerungskreisen auf dieser Welt haben können. Eine ernsthafte nachhaltige Geldanlage sollte also auch diesen Aspekt angemessen mit berücksichtigen.

Kritischer Blick auf die Beratungspraxis bei Lebensversicherungen

Diese Tage geht eine Meldung durch die Presse zur Falschberatung bei Lebensversicherungsprodukten und dem daraus entstehenden Schaden bei den Verbrauchern. Der Wirtschaftsprofessor Andreas Oehler erstellte diese Studie im Auftrag von Bündnis 90/Die Grünen. Die Studie kommt zu der extrem hohen Summe von 50 Milliarden Euro Schaden, der danach pro Jahr (!) den Verbrauchern entsteht. Einer der guten Kommentare zu diesem Thema findet sich auf Börse Online. Ohne gleich pauschal sämtliche Arten von Altersvorsorge als sinnlos zu verdammen (was dann doch über das Ziel hinausschiessen würde), muß man doch feststellen, daß tatsächlich immer noch viel zu viele Berater (255.000 registrierte Versicherungsvermittler in Deutschland!) alleine davon leben, Kunden Lebensversicherungsprodukte gegen hohe Provision zu verkaufen, die keinen Sinn in der jeweiligen persönlichen Finanzplanung ergeben, ergo (nunja, kleines Wortspiel….) vorzeitig aufgelöst werden müssen. Und gerade dazu ist zu sagen, daß die Leistungen, die in einem solchen Fall fliessen, tatsächlich alles andere als kundengerecht von den Versicherern kalkuliert sind.

Provision könnte ja grundsätzlich durchaus eine angemessene Vergütung für eine gute Beratungsleistung sein, nur sieht die Praxis leider so aus, daß allzu oft die entsprechende Leistung (also ein wirklich auf den Einzelfall passender und optimierte Plan zum Vermögensaufbau) nicht erbracht wird. Ganz zu schweigen von den vielen nicht betreuten Riester-Verträgen, bei denen sich niemand darum zu kümmern scheint, daß die Kunden überhaupt ihre ihnen zustehenden Zulagen erhalten. Ob man diese Situation durch noch mehr Gesetze zur „Verbraucherinformation“ lösen kann, darf mit Sicherheit bezweifelt werden. Ein Wechsel von einem provisionsorientierten Beratungsmodell zu einer leistungsgerechten (Honorar-) Bezahlung der Berater könnte dagegen grundsätzlich (wie es andere europäische Länder ja schon vormachen) ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Bristol (England) führt Regionalwährung in großem Stil ein

Die Stadt Bristol in England hat seit September eine eigene Währung eingeführt, das „Bristol-Pfund“, mit der, ganz im Sinne von klassischen Regionalwährungen, nur in der unmittelbaren Region bezahlt werden kann. Die Größe dieses Vorhabens hat auch in Deutschland für einiges Presseecho gesorgt. Es ist darüberhinaus zu hören, daß sogar geplant ist, selbst den Bürgermeister nur noch in dieser Bristol-Regionalwährung zu bezahlen. Es wird spannend sein zu beobachten, ob diese Aktion einen ähnlichen Erfolg erzielen kann, wie das historische Vorbild der Stadt Wörgl (Österreich) aus den 1930er Jahren.

Zu viele Riester-Sparer verschenken die Zulagen

Einige Publikationen, u.a. die Süddeutsche Zeitung, berichten heute von dem Ergebnis einer Anfrage der Fraktion der Linken an die Bundesregierung: Für das Jahr 2009 z.B. haben etwa drei Millionen (!) Riester-Sparer nicht einmal die Förderung überhaupt beantragt. Und bei den Verträgen, wo eine Förderung fließt, erhält  fast jeder fünfte Riester-Sparer (knapp 1,7 Millionen) nicht einmal die Hälfte seines möglichen Zuschusses. Mögliche Gründe für diese erschreckend hohen Zahlen an verschenktem Geld sind einerseits die immer noch zu hohe Komplexität und Bürokratie der Förderungsbeantragung und -gewährung, andererseits sicherlich auch die mangelnde Betreuung der Riester-Verträge durch Banken, Versicherungsvertreter und freie Vermittler. Die Provision, die diese alle bekommen, sollte ja eigentlich auch dafür verwendet werden, einen ordentlichen Service zu bieten.

Überschußbeteiligungen der Lebensversicherer sinken auf breiter Front

Auch die Allianz wird ihre Überschußbeteiligungen für Lebens- und Rentenversicherungen deutlich senken, wie heute bekannt wurde: die laufende Verzinsung geht dabei von 4,0 auf 3,6% zurück. Zuvor hatte auch mit der Ergo schon ein anderer großer Versicherungskonzern die Verzinsung deutlich um sogar 0,6 Prozentpunkte auf 3,2% reduziert. Im Grunde genommen gibt das zunächst „nur“ die Entwicklung am Markt für risikoarme Anleihen wieder, in die Lebensversicherer ja hauptsächlich anlegen. Dort ist die Rendite schon seit längerer Zeit stark zurückgegangen. Gleichzeitig gibt es aber auch wieder neue Diskussionen, ob die vor kurzem von der Bundesregierung beschlossene Änderung bei der Beteiligung der Versicherten an den Bewertungsreserven in dieser Form Bestand haben soll, da auch diese Änderung nochmal eine Verringerung der gesamten Guthabenverzinsung bedeutet.

AWD wird umbenannt zu Swiss Life Select

Wenn ein Unternehmen einen bekannten und gut eingeführten Namen am Markt hat, dann tut man doch alles, um diesen Markennamen zu erhalten? Was heißt das dann, wenn man eine eingeführte Marke komplett umbenennt? Der Finanzvertrieb AWD soll in Zukunft „Swiss Life Select“ heißen, abgesehen von dem etwas sperrigen neuen Namen (oder wird der dann „SLS“ abgekürzt?)  ein bemerkenswerter Vorgang. Immerhin, man versteckt die Eigentumsverhältnisse nicht mehr. Fast gleichzeitig beendet übrigens die Generali die Zusammenarbeit mit dem Strukturvertrieb.

Überschussbeteiligungen der Lebensversicherer gehen weiter zurück

Wie das Versicherungsjournal in einem Artikel vom 27.11.2012 mitteilt, werden die Überschußbeteiligungen der Lebensversicherer weiter sinken, in Einzelfällen sogar aktuell deutlich (wie z.B. bei der Alten Leipziger im um 0,5 Prozentpunkte). Das ist bei der aktuellen Niedrigzinslage auch nicht wirklich verwunderlich und bildet damit eigentlich auch nur die Marktsituation für risikoarme festverzinsliche Anlagen ab. Und da ein Ende dieses Niedrigzinsumfeldes im Moment nicht absehbar ist, werden die Erträge der Lebensversicherungen wohl auch in den nächsten Jahren eher eine weitere Tendenz nach unten haben. Zu beachten ist dabei sicherlich die Entwicklung der Inflationsrate und damit, wieviel Realzins (nach Kaufkraftverlust) tatsächlich noch in einem Versicherungsvertrag verbleibt.

Strenge Neuregulierung für geschlossene Fonds nun abgeschwächt

Die Bundesregierung hatte geplant, die Richtlinien für die Auflage von geschlossenen Fonds deutlich zu verschärfen. Dies betrifft auch sämtliche Beteiligungen in erneuerbaren Energien oder Holz-/Waldprojekten. Die ursprünglich sehr strengen Regelungen (50.000 EUR Mindestanlagesumme und 30% maximale Fremdkapitalquote) sind nun in den geänderten Plänen deutlich abgemildert worden. Nun ist von einer Mindestsumme von 20.000 EUR die Rede und maximal 60% Fremdfinanzierung. Ein ausführlicher Artikel dazu ist vor kurzem bei ECOreporter.de erschienen. Grundsätzlich ist es sicherlich wünschenswert, daß der Markt der geschlossenen Fonds durch strengere Vorgaben von z.T. sehr risikoträchtigen Produkten bereinigt wird. Nicht zuletzt gibt es auf diesem Markt neben einigen guten auch (zu) viele Negativbeispiele, die von vorneherein nicht wirklich anlegergerecht konzipiert waren. Eine sinnvolle Maßnahme, von der ich aber noch nichts gehört habe, wäre eine Beschränkung des maximalen Provisions- und Weichkostenanteils. Hier gab und gibt es leider immer noch ziemliche Auswüchse, die dem Kunden sicherlich am allerwenigsten nutzen.