Auch Großinvestoren sorgen sich um CO2-Emmissionen und den Klimawandel

13. November 2013

Es war eine Gruppe von 70 “Investoren, bestehend aus Pensions-Fonds und Investmentfirmen, die zusammen 3 Billionen US$ verwalten”, die an die führenden Unternehmen aus der Öl-, Gas- und Kohlebranche eine Anfrage richteten, wie diese Unternehmen die Risiken sehen, die sich aus der – nicht nur dringend notwendigen – sondern 2010 auch international vereinbarten Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs aufgrund von CO2-Emmissionen sehen. Ein aktueller Artikel im Online-Magazin Telepolis berichtet ausführlicher über diese Anfrage. Bemerkenswert dabei ist, daß sich nun auch klassische Großinvestoren am Kapitalmarkt Gedanken machen auch um die rein wirtschaftlichen Folgen von kaum gebremsten Förderung und Verbrauch von fossilen Energieträgern. Es ist zu hoffen, daß sich diese Erkenntnis auch am globalen Finanzmarkt mehr und mehr durchsetzt, daß alle, und vor allem auch die Unternehmen der Ölindustrie, nicht umhinkönnen, sich um eine globale Energiewende ernsthaft Gedanken zu machen.

Kommentar zum Finanztest Artikel „Fast alle geschlossenen Ökofonds mangelhaft“

In der aktuellen Ausgabe (Nov.2013) hat Finanztest eine Bewertung veröffentlicht diverser Angebote sogenannter geschlossener Fonds, die hier als „Ökofonds“ bezeichnet werden. Ein Teil des Artikels ist auch online abrufbar. Dazu drängen sich mir zwei Aspekte auf:

1. Zunächst einmal, die kritische Betrachtung dieser Beteiligungsangebote teile ich grundsätzlich durchaus. Tatsächlich halte ich auch keinen der hier ausgewählten geschlossen Fonds für wirklich überzeugend bzw. empfehlenswert. Finanztest spricht hier zurecht einige der kritischen Punkte an, nämlich hoher Fremdfinanzierungsanteil, Kredite in Fremdwährung, hohe Weichkosten und Provisionen, z.T. Blindpool-Risiken (die Investitionsobjekte stehen noch nicht fest) und oft zu optimistische Ertrags- und Kostenprognosen. Das heißt zwar natürlich nicht, daß alle diese Angebote von vorneherein schlecht laufen müssen, jedoch ist sicherlich das Chancen-/Risikoverhältnis für den Anleger unangemessen verteilt (wenn man die Provisionen betrachtet, die Initiator und Vertrieb auf jeden Fall einnehmen).

2. Was mich stört an dem Artikel ist der Tenor, der in der breiten Leserschaft ja den Eindruck erwecken muß „Öko-“ Anlagen seien grundsätzlich etwas schlechtes und sehr riskantes. Erschwerend kommt hinzu, daß auf der Titelseite der Zeitschrift am Kiosk nur die doch sehr verkürzte Überschrift „Riskante Ökofonds“ zu lesen ist. Mal abgesehen davon, daß aus dieser Begriffswahl noch nicht einmal hervorgeht, daß hier nur sog. „geschlossene Fonds“ bzw. unternehmerische Beteiligungen gemeint sind und nicht etwa „Öko-“ Investmentfonds. Liebe Finanztest-Redaktion, möchte man ausrufen, das von euch kritisierte Anlagekonzept findet sich aber auch in allen „konventionellen“ Angeboten, denken wir nur an die vielen unseligen Schiffsfonds , Flugzeugfonds, geschlossene Immobilienfonds etc. Das beschriebene Risiko hat also wirklich nicht mit der „Öko-“ Ausrichtung dieser Fonds zu tun, sondern einzig mit dem – oft tatsächlich problematischen – Anlagekonzept an sich. Egal ob „Öko“ oder nicht nicht, erneuerbare Energien oder Öltanker, grundsätzliche konzeptionelle Risiken kann man sich bei allen Anlagearten einhandeln.

Und ja, es gibt tatsächlich auch einige (sicherlich eher wenige) Angebote an solchen Beteiligungen an Erneuerbaren Energien, auf die viele der Kritikpunkte nicht zutreffen und die, in eine verantwortliche Gesamtvermögensplanung einbezogen, eine wertvolle Geldanlagealternative sein können. Daneben gibt es natürlich auch noch sehr gute nachhaltige Investmentfonds (oft eben auch kurz nur als „Öko-Fonds“ bezeichnet).

Die Finanztest-Kritik scheint mir einen ähnlichen Fehler zu machen, wie diejenigen, die wegen des steigenden Strompreises gleich die Energiewende/die erneuerbaren Energien an sich in Frage stellen. Das ist sicherlich eine genauso kurzsichtige und populistisch-verkürzte Aussage, die die wahren Ursachen verschweigt (die vielmehr im kurzfristigen Gewinnstreben der Großindustrie liegt – und zwar sowohl im Energie wie im Finanzbereich). Und tatsächlich, hier wie dort gilt, lieber auf sorgfältig ausgewählte kleinere bis mittelgroße und regionale Anbieter vertrauen, hier herrscht oft ein ganz anderer und tatsächlich nachhaltiger Wirtschaftsansatz.

Lokale Parallelwährungen – auch in Frankreich immer mehr im Einsatz

Nicht nur in Deutschland, mit dem Chiemgauer als eine der bekanntesten Beispiele hierzulande, sondern auch in vielen anderen Ländern weltweit verbreitet sich das Konzept von regionalen Parallelwährungen immer weiter. Auch in Frankreich, wie ein aktueller Artikel in Spiegel Online zeigt. Das Konzept, auch wenn es nicht unumstritten ist, scheint in der Praxis durchaus zu funktionieren, wurde in größerem Stil in Europa zum ersten Mal in der Stadt Wörgl in Tirol/Österreich Anfang der 1930er Jahre erprobt.

Kein Garantiezins mehr bei neuen Ergo-Lebensversicherungen

Wie nicht anders zu erwarten, werden nun die ersten Lebensversicherungs-Produkte angekündigt, die keinen Garantiezins – wie bisher üblich – mehr aufweisen. Die Ergo Versicherung macht, wie aktuell zu lesen ist, den ersten Schritt. Es gibt wohl ab dem 1.Juli nur noch Vorsorge-Verträge mit Beitragsgarantie, aber ohne die bisher übliche Garantieverzinsung (auf den Sparanteil). Es ist mehr als wahrscheinlich, daß angesichts der länger anhaltenden Niedrigzinsphase andere Versicherer früher oder später etwas vergleichbares bekanntgeben werden.

Volksbanken steigen nun aus Nahrungsmittelspekulationen aus

Die DZ-Bank als Zentralinstitut aller Volks- und Raiffeisenbanken und ihre Investmentfonds-Tochtergesellschaft Union Investment haben angekündigt, sich vollständig aus dem Geschäft mit Nahrungsmittelspekulationen zurückzuziehen. Ein wirklich lobenswerter Schritt. Nur bei Deutscher Bank und Allianz (u.a.) scheint man soweit in Erkenntnis einer gesellschaftlichen Verantwortung noch nicht zu sein….

Über 100 Mio. EUR wurden 2012 in Deutschland mit Agrarspekulationen verdient!

Dabei ist die Allianz mit 62 Mio. der größte Akteur auf diesem Geschäftsfeld, auch die Deutsche Bank ist weiterhin maßgeblich in Agrarspekulationen investiert. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam wurden alleine in Deutschland 2012 insgesamt 116 Millionen Euro mit Nahrungsmittelfonds eingenommen! Bemerkenswerterweise werden in vielen Artikeln immer wieder Wirtschaftswissenschaftler zitiert, die einen negativen Einfluß auf die Preisentwicklung bestreiten. Obwohl sogar die eigenen Research Abteilungen von Deutscher Bank und Allianz nachweislich zumindest einen Beitrag der Spekulationsgeschäfte zu Preisanstiegen bei Nahrungsmitteln einräumen.

Sparkassen überlegen Ausstieg aus Lebensversicherungsgeschäft

Schon bemerkenswert, daß die deutschen Sparkassen in einem internen Papier überlegen, sich vollständig von ihrem Lebensversicherungs-Neugeschäft zu trennen, wie das Manager Magazin meldet. Davon wären vor allem die Versicherungskammer Bayern und die Provinzial Versicherungen betroffen. Noch ist das nur ein Konzept, aber daß der Lebensversicherungsmarkt im Umbruch ist und sich zumindest deutlich bereinigen wird, dafür sprechen immer mehr Anzeichen. Unter anderem machen eben auch den Sparkassen-Versicherern hohe alte Garantiezinszusagen zu schaffen im aktuellen (und wohl länger anhaltenden) Niedrigzinsumfeld.

Die „gefährlichsten Finanzprodukte Europas“ sind gewählt

In dem hier öfter erwähnten Wettbewerb um „die gefährlichsten Finanzprodukte Europas“ ist nun heute die Entscheidung gefallen. Und es freut mich feststellen zu dürfen, daß der Vorschlag, den ich für Geld mit Sinn e.V. eingereicht habe, einer der beiden Gewinner ist. Bemerkenswert dabei u.a. ist, daß es sich bei beiden hier kritisierten Finanzprodukten um eine Gefährlichkeit handelt, die uns als Verbraucher in den industrialisierten Länder zunächst gar nicht direkt betrifft – sondern vor allem Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern. Ein schönes Beispiel für das zunehmende Bewußtsein, daß wir in einer Welt leben und auch nicht umhin können, uns um das Wohl aller Menschen und Wesen auf diesem Planeten Gedanken zu machen und Verantwortung dafür zu übernehmen.

Auf die weiteren Aktivitäten im Anschluß an die Internet-Abstimmung bin ich nun sehr gespannt, heute gab es eine Telefon-Pressekonferenz dazu und es soll auch eine Fahrt nach Paris stattfinden zur Diskussion mit dem Chef der zuständigen EU-Behörde zur Stabilitätssicherung des Finanzsystems der Europäischen Union (ESMA).

Online-Abstimmung zum gefährlichsten Finanzprodukt Europas bis zum 14.März!

Wie bereits mehrfach hier erwähnt, habe ich bei dem Wettbewerb „Die gefährlichsten Finanzprodukte Europas“ in Zusammenarbeit mit Geld mit Sinn e.V.  einen Vorschlag eingereicht, nämlich: „Nahrungsmittelfonds: DB Platinum Agriculture Euro und vergleichbare“ (hier geht es um das sehr umstrittene Thema der Nahrungsmittelspekulationen). Von allen Einsendungen wurden insgesamt acht Vorschläge zur Endabstimmung ausgewählt, und ich freue mich erwähnen zu können, daß der meine darunter ist.

Heute hat die Online-Abstimmung darüber begonnen, sie läuft 10 Tage bis zum 14.März.  Es würde mich natürlich freuen, sollten Sie von meiner Begründung überzeugt sein, wenn Sie auch für diesen Vorschlag abstimmen würden. Das kann unter folgender Seite getan werden:

http://www.dangerous-finance.eu/umfrage/?lang=de

Das ist in der 2.Kategorie der 2.Eintrag mit dem Titel:
„Nahrungsmittelfonds: DB Platinum Agriculture Euro und vergleichbare“
Der vollständige Begründungstext dazu kann über folgenden Link angesehen werden:

http://goo.gl/K5IUi

Interessante aktuelle Diskussionen zum Thema Nahrungsmittelspekulationen

Wie bereits hier vermeldet, habe ich in dem Wettbewerb zum „gefährlichsten Finanzprodukt Europas“ in Zusammenarbeit mit Geld mit Sinn e.V. einen Vorschlag eingereicht. Dieser Vorschlag ist nun angenommen worden und nimmt also an der endgültigen Abstimmung teil. Es ist auch interessant zu beobachten, welche Pro- und Contra-Diskussion diese Eingabe bereits auf der Veröffentlichungsseite ausgelöst hat.

Weiterhin sind zu diesem Thema gerade vor wenigen Tagen neue Meldungen aufgetaucht, wonach wohl selbst die Research-Abteilungen der betreffenden Finanzinstitute (v.a. Deutsche Bank und Allianz) zugeben, daß die Finanzspekulation auf Nahrungsmittelpreise zu nennenswerten Preisschwankungen und damit auch -steigerungen zumindest zum Teil beitragen. Foodwatch hat dazu detaillierte Informationen und sogar die jeweiligen (internen) Research-Papiere dieser genannten Akteure der Finanzbranche veröffentlicht.