In was investieren Indexpolice-Modelle der Lebensversicherer?

Sogenannte Indexpolicen werden immer öfter angeboten von Lebensversicherern. In Zeiten von Leitzins Null und sehr niedrigen Renditen von Anleihen ist es schon klar, daß klassisch anlegende Lebens- oder Rentenversicherungen kaum noch eine lohnenswerte Rendite abwerfen können. Daher bewerben neben den schon lange bekannten fondsgebundenen Tarifen die Lebensversicherer seit einigen Jahren ein recht neues Anlagemodell namens „Indexpolice“. Während die „klassische“ Lebens-/Rentenversicherung über ihren sog. „Deckungsstock“ hauptsächlich in Anleihen (festverzinsliche Wertpapiere) investiert und die fondsgebundenen Versicherungen im wesentlichen in eine Auswahl von – eben – Investmentfonds anlegen, in was investieren dann bitte diese „Indexpolicen“? Hierzu ein Zitat aus einem Bericht eines Fachmagazins:

„Die Versicherer beteiligen sich mit den Überschüssen der Indexpolicen nicht direkt am gewählten Index, sondern gehen sogenannte Cliquet-Optionen ein. Das sind außerbörsliche Geschäfte mit Investmentbanken. Die Beteiligung an der Wertentwicklung eines Index wird mittels Derivaten gesteuert, bei denen in komplexen Computersimulationen ein bestimmtes Ertragsprofil simuliert wird.“

Alles klar? Klingt das nicht ‚vertrauenerweckend‘ ?? „Außerbörsliche Geschäfte mit Investmentbanken“  und „mittels Derivaten gesteuert, bei denen in komplexen Computersimulationen ein bestimmtes Ertragsprofil simuliert wird“. Nunja, wer diese Anlageart vollständig verstanden hat, der kann natürlich so ein Modell wählen. Und wer gerne Investmentbanken vertraut, die das Geld mit „Derivaten“ (also Wettgeschäften) mittels „komplexer Computersimulationen“ zu vermehren suchen, der mag sich vielleicht für so eine Indexpolice entscheiden.

Aber wer lieber transparente und einwandfrei nachvollziehbare Formen der Geldanlage bevorzugt und wer darüber hinaus auch noch ethisch-ökologische Kriterien bei seiner Anlage berücksichtigt sehen möchte, der dürfte mit einer solchen Indexpolice kaum glücklich werden. Dabei gibt es nun wirklich gute Alternativen, auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Lebensversicherer und ausgewählte Fonds mit ethisch-ökologischen Anlagekriterien und guter Performance. In Form einer Lebens-/Rentenversicherung, aber auch anderweitig als Fonds-Sparplan (sogar auch in Sachwerten) kann man sein Geld durchaus auch klar verständlich und vor allem nachhaltig ansparen.

Erstes Nachhaltigkeitssiegel für Investmentfonds wird nun am 8.Dezember vorgestellt

Der Branchenverband Forum Nachhaltige Geldanlagen arbeitet bereits seit einiger Zeit intensiv an einem einheitlichen Siegel zur Auszeichnung von nachhaltigen Investmentfonds. Es handelt sich dabei um die erste Kennzeichnung dieser Art in Deutschland, die es allen interessierten Anlegern ermöglichen wird, bei Investmentfonds auf den ersten Blick zu sehen, ob bestimmte ökologische, ethische und sozialen Mindestkriterien bei der Auswahl der investierten Wertpapiere eingehalten werden. Auch wenn es natürlich noch viele weitere und  differenziertere Aspekte gibt, die bei der Zusammenstellung eines (ökologisch und ökonomisch) guten nachhaltigen Fondsportolios berücksichtig werden sollten, so ist dieses Siegel doch ein wichtiges Signal für die öffentliche Wahrnehmung von ethisch-ökologischen Geldanlagen (ähnlich wie bei den ja schon seit langem etablierten Bio-Siegeln im Lebensmittelbereich). Die Vorstellung der erstens Fonds, die dieses Siegel erhalten werden findet nun am 8.Dezember in Berlin statt. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird es auch Gelegenheit zum Austausch mit Gästen aus Finanzbranche, Wissenschaft, Medien und Politik geben.

Eine erste Krankenversicherung will Kunden per Smartphone überwachen

Die Generali Krankenversicherung hat angekündigt, daß sie ab nächstem Jahr einen Tarif herausbringen wird, der Kunden mit Rabatten oder Gutscheinen belohnt, wenn sie sich per Smartphone überwachen lassen, ob sie einen gesunden Lebensstil pflegen. Die Kunden sollen dann über ihr Smartphone sportliche Aktivitäten nachweisen, Vorsorgetermine dokumentieren, sowie ihre Ernährungsgewohnheiten. Als Gegenleistung sollen dann möglicherweise auch günstigere Prämien der Krankenversicherung winken.

Ein Schritt weiter zum gläsernen Menschen und zu Recht gibt es massive Kritik daran von Datenschützern und Verbraucherschutzverbänden.

Genauso bedenklich scheint mir dabei die Preisgabe der Idee der Solidarität einer Versicherung, wenn diejenigen günstiger wegkommen, die (gerade) gesund sind, heißt das ja, die anderen zahlen mehr. Das widerspricht der ursprünglichen Idee einer Versicherung als Gemeinschaft, bei der einige (momentan Gesunde) mehr einzahlen als herausbekommen und andere, die es brauchen, eben per Saldo mehr an Mitteln erhalten. Übrigens, selbst die „Solidarität mit sich selbst“ sozusagen wird dadurch untergraben, den man mag in jungen Jahren vielleicht gesund und fit sein (und dies auch per Smartphone „nachweisen“), aber im Alter kann das oft natürlich ganz anders aussehen. Dann wendet sich dieses System, von dem man früher vielleicht profitiert hat, auf einmal gegen einen selbst – sobald man nicht mehr fit und gesund ist.

Viele andere Versicherer lassen verlautbaren, daß sie an der Einführung eines solchen Tarifes nicht interessiert sind, es ist auch zu hoffen, daß sich eine solche Idee nicht durchsetzen wird am Markt.

 

Interview mit mir in Fondsprofessionell zu nachhaltigen Fonds

In der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Fondsprofessionell ist ein Artikel erschienen zum Markt der nachhaltigen Investmentfonds: „Suche nach dem grünen Punkt“. Der Autor schreibt recht anschaulich über das (immer noch überschaubare) Segment der ethisch-ökologisch orientierten Investmentfonds und die entsprechenden Beratungsansätze. Es wird darin auch aus Interviews zitiert, u.a. mit Sabine Pex, der stellvertretenden Vorsitzenden des Forums Nachhaltige Geldanlagen (in dem ich auch Mitglied bin), ebenso wie aus einem Gespräch mit meiner Person. Ich äußere mich hier über meine Strategien zur Erstellung meiner nachhaltigen Fondsportfolien.

In der selben Ausgabe der Zeitschrift findet sich auch der Beitrag „Unterm grünen Schirm“ über die Qualitates GmbH, der auf Nachhatligkeit ausgerichteten Organisation, mit der ich im Bereich der Vermögensanlagen zusammenarbeite.

Ansätze von Nachhaltigkeit bei Goldmünzen und -barren

Goldmünzen und -barren, von manchen als krisensichere Anlagebeimischung geschätzt, hat allerdings bisher aus ökologischen und sozialen Gesichtspunkten eine weitgehend verheerende Bilanz: extreme Umweltverschmutzung und ausbeuterische Arbeitsverhältnisse beim Abbau bis hin zu zweifelhaften Lieferanten aus Militärdiktaturen. Nun gibt es aber seit einiger Zeit Bestrebungen, zunächst im Schmuckgold-Bereich, Gold aus fairen Produktions- und Handelsverhältnissen zu beziehen. Bei Anlagegold hat es etwas länger gedauert, aber Ansätze dazu sind inzwischen, wenn auch bisher nur vereinzelt, vorhanden. Einen aufschlußreichen Bericht dazu gibt es in der Juni-Ausgabe der Zeitschrift „Finanztest“. So bezieht z.B. die Prägeanstalt Münze Österreich das Rohmaterial für die Wiener Philharmoniker Goldmünzen ausschließlich von der Schweizer Scheideanstalt Argor-Heraeus. Diese wiederum stand zwar vor einigen Jahren noch in der Kritik, sogenanntes Blutgold aus dem Kongo bezogen zu haben, erfüllt aber inzwischen die Vorgaben von Umwelt- und Sozialstandards des Code of Practices der Branchen-Organistation Responsible Jewellery Council. Bleibt zu hoffen, daß diese Standards und die eigenen Nachhaltigkeitsansprüche des Edelmetallverarbeiters tatsächlich auch einer kritischen Überprüfung standhalten. Immerhin ist ein verstärktes Nachhaltigskeitsbewußtsein und eine zunehmend aufmerksamere Öffentlichkeit auch in dieser Branche angekommen.

Was Barrengold betrifft, so sticht die Pforzheimer Scheideanstalt Heimerle und Meule heraus, die Gold ausschließlich aus überprüften, unbedenklichen Quellen annimmt und auf Primärgold vollends verzichtet (d.h. nur recycletes Gold verarbeitet) und als konfliktfreier Goldaufarbeiter von der Conflict-Free Sourcing Initiative zertifiziert ist. Leider bieten bisher nur wenige Goldhändler für den Endkunden Barren von Heimerle und Meule an. Auch diesbezüglich ist also auf eine Ausweitung des Nachhaltigkeitsbewußtseins in der Edelmetallbranchen zu hoffen. Daß Ansätze dazu da sind, ist aber zumindest eine erfreuliche Entwicklung, die weiter gefördert und gefordert werden sollte.

Geht doch: Apple nutzt zu 100% Erneuerbare Energien und Google auf dem Weg dazu

Man kann sicherlich (und sollte!) zum Umgang mit gesammelten Daten bei Google und zu den Produktionsbedingungen bei Apple noch viel Kritik üben, was allerdings die Produktion von Strom für die riesigen Rechenzentren betrifft, da ist Apple vorbildlich und Google auf dem Weg dazu. Apple produziert inzwischen als einziger großer IT-Konzern weltweit den gesamten Strom zu 100% aus Erneuerbaren Energien! Google (und übrigens auch Facebook) streben das 100%-Ziel noch an, Google wird immerhin in Europa in Kürze alle Rechenzentren vollständig mit Erneuerbaren Energien stromversorgen. Ein wichtiger Schritt, wenn solche Unternehmen den anderen zeigen, daß das durchaus funktionieren kann mit ausschließlich umweltfreundlicher und ressourcenschonender Stromproduktion.

Ein interessantes Detail dazu am Rande: Einige Großinvestoren bei Apple haben ursprünglich versucht, sich vehement gegen diesen Schritt zu wehren und die (anfangs) „zu hohen Kosten“ für Umstellung auf Stromquellen aus Sonne, Wind und Wasserkraft kritisiert. Hier ist schon bemerkenswert, mit welchem Nachdruck sich Apple Chef Tim Cook gegen diese kurzsichtige Kritik an längerfristigen nachhaltigen Strategien zur Wehr gesetzt hat. Diese Begebenheit zeigt ebenfalls, wie wichtig es ist, wenn mehr und mehr Investoren mit konsequenten nachhaltigen Strategien am Markt auftreten, unter anderem durchaus auch durch ökologisch orientierte Investmentfonds.

Zur Finanzierungsmöglichkeit kleinerer ökologischer und sozialer Projekte

Derzeit liegt ein Gesetzentwurf der Bundesregierung zum “Verbraucherschutz” bei Vermögensanlagen vor. Dieser hätte in der vorliegenden Form zur Folge, daß praktisch alle kleineren und mittelgroßen unabhängigen Unternehmungen (auch Genossenschaften) sich einer Flut von aufwendigen und teuren Formvorschriften gegenüber sähen, die die allermeisten kaum zu leisten im Stande wären. Im Wesentlichen geht es um die Erstellung der höchst komplexen “Verkaufsprospekte”. Mal ganz abgesehen davon, ob ein über 100-seitiger Prospekt mit einer Unmenge an finanziellen und rechtlichen Details den meisten Verbrauchen wirklich ein mehr an Aufklärung und Sicherheit bringen würde, hieße dieser Gesetzestext in der Praxis auch, daß gerade die kleineren – auch ökologischen und sozialen – Initiativen diesen Aufwand gar nicht mehr betreiben und sich somit nicht mehr über interessierte Privatanleger finanzieren könnten. Übrig blieben am Markt dann wohl fast nur noch Angebote von großen Finanzkonzernen, die solchen Dokumentationsaufwand leicht finanzieren können. Daß das wünschenswert und im Sinne des Verbraucherschutzes ist, darf mehr als bezweifelt werden. Es ist daher der Petition, die auf diesem Mißstand aufmerksam macht, eine großer Erfolg und zahlreiche Mitunterstützer zu wünschen: http://www.syndikat.org/de/wirsindnichtprokon/

Metastudie zu Performancevorteil durch Fokus auf Nachhaltigkeit

8. Dezember 2014

Zusammen mit der University of Oxford hat der Londoner Asset Manager Arabesque kürzlich in einer Metastudie insgesamt etwa 200 verschiedene akademische Arbeiten ausgewertet, die die Auswirkungen der Anwendung von Nachhaltigkeitskriterien auf die Unternehmens- und Investmentperformance untersuchen.  Danach kommen nicht weniger als 90% aller untersuchten Studien zu dem Ergebnis, daß die Einbeziehung von Nachhaltigkeitskriterien in den Unternehmen sowohl die Kapitalkosten senkt als auch die operationelle Performance verbessert. Auch aus Investorensicht gesehen, also die Entwicklung der Aktienkurse untersuchend, belegen bemerkenswerte 80% der Studien, daß ebenso die Performance an den Börsen bei guten Nachhaltigkeitsbewertungen der Unternehmen positiv beeinflußt wird. Diesen eindeutigen Trend kann man übrigens analog auch bei vielen (aber natürlich nicht allen) nachhaltigen Indices und Fonds nachvollziehen, auch hier zeigt sich ein erkennbarer Performancevorteil zu konventionellen Produkten.

Neuer Aktienindex für nachhaltig orientierte Unternehmen gestartet

In Zusammenarbeit mit der Nachhaltigkeits-Rating Agentur Oekom Research AG wurde vom Vermögensverwalter Rhein Asset Management ein neuer nachhaltiger Aktienindex entwickelt, der „Deutschland Ethik 30“. Wie das Unternehmen in seiner Pressemeldung schreibt, soll der Index „die Ansprüche ethischer und nachhaltiger Anleger mit den Erfordernissen einer zeitgemäßen Vermögensverwaltung verbinden“. Der Index beinhaltet 18 Unternehmen aus dem DAX, dazu je 6 weitere aus MDax und TecDax. Es gibt Ausschluß- als auch Mindestkriterien und einen Ethikrat der über die angemessene Nachhaltigkeit wachen soll.

Die Liste aller ethisch-ökologischen Auswahlkriterien oder eine Aufstellung der konkreten Titelauswahl wäre wünschenswert, ist aber leider auf den Seiten der Rhein Asset Management (bis jetzt?) nicht zu finden.

Da es sich bei dem Unternehmen um einen Vermögensverwalter handelt wird auch gleich ein passender Index-Fonds dazu angeboten.

Kritische Berichte über Prokon häufen sich

16. Dezember 2013

Seit längerem diskutiert ein großer Teil der Finanz-Fachpresse sehr kritisch die finanzielle Situation bei der Unternehmensgruppe Prokon. Prokon ist als Projektierer und Betreiber von Erneuerbaren Energien vor allem durch seine recht offensive Werbung bekannt, der man kaum entfliehen kann, neben großzügiger Postverteilung von Flyern fallen vor allem Fernsehwerbung und Aufkleber auf den Fensterscheiben (!) von S-Bahnen auf. Sicherlich auch dadurch hat Prokon nicht weniger als 74.000 Anleger gewonnen, die etwa eine Millarde Euro in Genußscheine des Unternehmens investiert haben. Viele sicherlich in dem Glauben, in ein solides, “grünes” Unternehmen angelegt zu haben, das recht hohe Erträge ausschütten will (zwischen 6 und 8% p.a). Nicht nur Finanztest warnt allerdings seit langem und aktuell wieder vor einer bedenklichen Schieflage der Prokon Gruppe. Auch das Handelsblatt berichtet in seiner heutigen Ausgabe, daß die erzielten Einnahmen “bei weitem nicht mehr ausreichen, um die hohen Zinsen der Anleger zu zahlen”. Das Unternehmen weise “riesige Verluste im Bereich Windenergie” aus. Und “die Mittelabflüsse des Konzerns können nur durch hohe Summen frisch eingeworbenen Kapitals ausgeglichen werden”.

Dieser Berichte dürften auf jeden (bisherigen und potentiellen) Prokon-Anleger wie eine deutliche Warnung wirken, sich über die Solidität dieser Geldanlage ernste Gedanken zu machen. Es bleibt nur zu hoffen, daß die problematische Situation dieses in der Öffentlichkeit sehr bekannten Hauses für Erneuerbare Energien-Geldanlagen nicht allzusehr abfärbt auf andere im Markt, denn es gibt neben diesem eher unschönen Beispiel durchaus einige im Gegensatz dazu äußert solide wirtschaftende Firmen für Wind-, Solar- und Wasserkraft. Und es müssen ja nicht immer 8% Zinsen sein, oft sind vorsichtiger kalkulierte Angebote (z.B. mit etwa 5 bis 6% p.a) vielleicht auch aus diesem Grund schon die bessere Wahl. Nicht nur auf die ökologische, sondern ja auch auf die ökonomische Nachhaltigkeit sollte geachtet werden.